EMW R35-3

emw_r35

Zur Historie:


Heinrich Ehrhardt gründete 1896 die Fahrzeugfabrik Eisenach, baute dort anfänglich Fahrräder und Munitionswagen und danach Fahrzeuge unter dem Namen Wartburg, dem Wahrzeichen der Stadt.
Nach dem ersten Weltkrieg wurde dort in Lizenz der englische Kleinwagen Austin Seven unteR dem Namen "Dixi" gefertigt.
Zum 14. November 1928 kaufte die BMW AG dieses Unternehmen und baute damit dort unter der Bezeichnung "Dixi" das erste Auto ihrer Firmengeschichte. Ab 1940 wurden Rüstungsprodukte von BMW gefertigt. Wegen der Entwicklung von Flugzeugmotoren wurde die Motorradfertigung nach Thüringen in das Eisenacher Werk ausgelagert. Zusammen damit gelangten Konstruktionspläne, Werkzeuge, Maschinen und Ersatzteile für die Motorradfertigung nach Eisenach. Darunter befanden sich auch die Teile, Pläne, Maschinen, etc. für das seit 1937 als Nachfolgemodell der R 4 gebauten BMW R 35.

BMW R4
BMW R4 als Wehrmachtskrad
Quelle: ...Internet...

Dieses Einzylindermotorrad erschien 1937 als Modell für die 350er-Klasse mit leicht modifizierten Motor der R 4 durch reduzierte Zylinderbohrung. Es verfügte über einen Pressstahlrahmen mit ungedämpfter Teleskopgabel vorn.
Dieses Motorrad war hauptsächlich bei den Behörden, Militär und Polizei sehr beliebt, da es ausgesprochen robust, zäh und überdurchschnittlich zuverlässig war. Es wurde bis 1940 produziert, danach wurden Teilesätze für 1000 Modelle eingelagert, allerdings ohne Rahmen.

BMW-Wehrmachtsmaschinen
den Kotflügeln und Gabeln nach: R12 - R4 - R35 - R4 - R12
Quelle: ...Internet...

BMW R35 Wehrmachtsmaschine
BMW R35 als Wehrmachtskrad
Quelle: ...Internet...

Im zweiten Weltkrieg wurde das Eisenacher BMW-Werk erheblich zerstört, die Maschinen wurden zusammen mit Teilebeständen in den umliegenden Schächten der Kali-Bergwerke versteckt.
Das Werk sollte laut Führerbefehl im April 1945 gesprengt werden, da die amerikanische Armee immer näher rückte. Am 6. April rückten jedoch amerikanische Panzer im Eisenacher Werk ein, noch bevor es zur Sprengung kam.
Im Rahmen der Aufteilung Deutschlands in Besatzungszonen fiel Thüringen zum 5. Juni 1945 endgültig der sowjetischen Besatzungszone zu.

Diese übernahmen am 03.Juli 1945 das Eisenacher Werk. Die Sowjets planten das Werk zu demontieren, auch die versteckten Teile und Maschinen wurden schnell entdeckt. BMW-Motorrä der Deutschen standen bei den Sowjets hoch im Kurs (man erinnere sich an die R71 = M72) und so forderte man aus den verbliebenen Teilen komplette Motorräder zu fertigen.

Für die ersten 220 BMW R 35 mussten lediglich die nicht eingelagerten Pressstahlrahmen hergestellt werden. Die Sowjets erprobten die gebauten R 35 und befanden sie für gut und verfügten daraufhin den Bau von weiteren Motorrädern.

Um die durch den Demontagebefehl weiterhin drohende Demontage abzuwenden, versuchten der damalige Leiter der Motorradproduktion, Albert Siedler, und seine verbliebenen Männer die Sowjets umzustimmen. Im Hauptquartier der Sowjets wurde Marschall Georgi Shukow die letzte intakte verbliebene BMW 321-Limousine vorgeführt. Der Trick saß, Shukow verlangte weitere fünf Neuwagen innerhalb kürzester Zeit.

Die Herstellung der Fahrzeuge gelang und mit Befehl Nummer 93 zur "Sicherstellung der Herausbringung der neuen Personenkraftwagen und Motorräder in der Fahrzeug- und Maschinenfabrik Thüringen" war die drohende Demontage abgewendet.

Jährlich sollten 3000 PKW des Typs 321 und die gleiche Anzahl von Motorrädern Typ R 35 gebaut werden. Die Maschinen zur Fahrzeugherstellung kamen zurück ins Werk, im November 1945 begann die Produktion der BMW R 35 zum zweiten Mal.

Diese Fahrzeuge gingen vorerst als Reparationsleistung in die Sowjetunion. Am 15. September 1946 wurde das Werk in die Sowjetische Aktiengesellschaft Awtovelo eingegliedert.

Von November 1945 bis Ende 1946 waren 734 BMW R 35 entstanden.
1947 liefen bereits mehr als 2500 R 35 vom Band, 1949, im Gründerjahr der DDR, verließen schon über 4000 R 35 das Werk.

Diese mit dem BMW-Emblem versehenen Motorräder waren nun erstmals auch für Privatkunden in der DDR zu erwerben, während vorerst gesellschaftliche Bedarfsträger wie die GST versorgt wurden.

GST-EMW R35
Eine EMW-Motorradstaffel der GST
Quelle: privat

Man versuchte auch auf verschiedenen Märkten in Westeuropa Fuß zu fassen, Importeure versorgten auch Westdeutschland.
In München wurden pikanterweise auch noch keine Autos produziert, es wurde lediglich ein Motorrad-Typ gefertigt. Da die Motorräder/Autos unter dem Namen BMW verkauft wurden, mußte sich nach Aussage von BMW das Stammwerk in München mit den Garantiefällen der nicht in München gefertigten Maschinen befassen. BMW strebte eine klare Trennung der Marken an. BMW gewann den Rechtstreit über die Markenrechte und durch das Urteil des Landgerichtes Düsseldorf vom 17.11.1950 drohten Beschlagnahmungen den Devisenverkehr zu gefährden, sofern aus Eisenach weiter unter dem Namen BMW verkauft worden wäre.

Aus BMW wurde daher EMW: Eisenacher Motoren Werk (nicht Werke wie man oft hört, denn es gab nur ein Werk), aus dem weißblauen Propeller wurde ein weißrotes Firmenemblem (siehe Hintergrund).

1951 wurde das Werk dann als volkseigener Betrieb dem IFA-Verbund angegliedert, bis dahin hatten bereits 17.000 Maschinen das Werk verlassen.

Zum Jahr 1952 erhielt die EMW R 35 eine Modellpflege und avancierte zum Modell R35-3.

(Anmerkung:
Die ersten EMW-Logo's, oder das Logo des Jahres 1952 unterscheidet sich von den heute meist anzutreffenden "nur" rot-weiß-Logos.
Das "neue" Logo seht ihr z.Bsp. im Hintergrund, das "alte" seht ihr hier.)

Sie erhielt durch die Modellpflege eine hydraulisch gedämpfte Teleskopgabel, eine Geradeweg-Hinterradfederung, Fußschaltung und diverse andere Modifikationen.

1955 wurde dann die Produktion der R 35 eingestellt, um mehr Raum für den Automobilbau zu schaffen. (Anm: Wie es im Sozialismus üblich war, ist eine breite Modellpalette derselben Fahrzeuggattung unnötig. "Die EMW" fiel der bereits produzierten AWO zum Opfer und "der EMW" mußte weichen, um Kapazitäten für die Wartburg-Produktion auszubauen. Man kann dahinter auch ruhig ideologische Beweggründe vermuten. "Überholen ohne einzuholen!" - diese Worte kamen dann später.)

Motorräder mit Viertaktmotor kamen zukünftig nur noch in Form der AWO aus Suhl.(Anm: .. und wurden dann mit dem Ausbau der Produktion in den Zschopauer Werken ebenfalls "wegrationalisiert".)

Es wurden zwischen 1945 und 1951 ca. 26.000 Stück der R 35 hergestellt und in 1952 ca. 8.000 Stück der R 35-2, sowie zwischen 1952 und 1955 ca. 66.000 Stück der R 35-3.R

  • Quelle (bis auf die Bilder und die Anmerkungen)


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